Was ist Zero Trust? 

Zero Trust ist ein modernes Cybersicherheitsmodell, das auf dem Prinzip „never trust, always verify“ beruht – also niemals vertrauen, immer überprüfen. Im Gegensatz zu traditionellen Sicherheitsmodellen, die davon ausgehen, dass alles innerhalb des Netzwerkperimeters sicher ist, prüft Zero Trust kontinuierlich alle Nutzer, Geräte und Anwendungen, bevor Zugriffe gewährt werden – unabhängig davon, ob sie sich innerhalb oder außerhalb des Unternehmensnetzwerks befinden. 

Auch wenn Zero Trust in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat, reichen seine Wurzeln Jahrzehnte zurück. Erstmals eingeführt wurde das Konzept 1994 von Stephen Paul Marsh. Breitere Aufmerksamkeit erhielt es jedoch erst 2010, als John Kindervag von Forrester Research es populär machte. Weitere Impulse kamen durch wichtige Entwicklungen wie Googles BeyondCorp (2009), das Zero-Trust-Modell des NIST (2018) und die Einführung durch die US-Regierung im Jahr 2021. 

Heute gilt Zero Trust als Goldstandard, um hybride Arbeitsumgebungen, Cloud-Ressourcen und sensible Informationen zu schützen – und bietet zugleich eine aktive Verteidigung gegen moderne Cyberangriffe wie Phishing, Ransomware oder Credential Theft. 

Unterschied zwischen ZTA und ZTNA 

Während die Zero Trust Architecture (ZTA) ein umfassendes Sicherheits-Framework darstellt, das Zero-Trust-Prinzipien über die gesamte IT-Infrastruktur eines Unternehmens hinweg anwendet, ist Zero Trust Network Access (ZTNA) eine konkrete Implementierung. Sie konzentriert sich darauf, den sicheren Zugriff auf Anwendungen und Dienste zu ermöglichen – ohne dabei Nutzern das gesamte Netzwerk offenzulegen. 

ZTA sorgt für Identitätsprüfung, Least-Privilege-Prinzip und Netzwerksegmentierung in allen Systemen. ZTNA setzt diese Prinzipien hingegen gezielt im Kontext von Remote- und Cloud-Zugriffen um. Mit anderen Worten: ZTA ist die übergeordnete Strategie, ZTNA eine taktische Lösung innerhalb dieser Strategie, insbesondere für die Absicherung externer und mobiler Zugriffe. 

Warum klassische Perimeter-Verteidigung nicht mehr ausreicht 

Unternehmen basieren heute auf Cloud-Anwendungen, Remote-Arbeitsplätzen und hybriden Umgebungen, die weit über den traditionellen Netzwerkperimeter hinausreichen. Alte Sicherheitsmodelle, die auf Firewalls und VPNs aufbauen, gehen davon aus, dass innerhalb des Netzwerks alles vertrauenswürdig ist – ein Luxus, den sich niemand mehr leisten kann. 

Grenzen der Perimeter-Sicherheit 

  • Insider-Bedrohungen & laterale Bewegung: Sobald Angreifer den Perimeter überwunden haben – meist durch gestohlene Zugangsdaten oder Phishing –, können sie sich frei im Netzwerk bewegen. 
  • Der Perimeter verschwimmt: Cloud-Computing, mobile Endgeräte und Remote Work erschweren es, eine klare Netzwerkgrenze zu definieren und zu schützen. 
  • Umgehungstechniken: Angreifer nutzen Tunnelverfahren, kompromittierte Endgeräte und Social Engineering, um klassische Verteidigungsmaßnahmen unbemerkt zu umgehen. 
  • Hoher Wartungsaufwand: Perimeter-Schutz aktuell zu halten, ist kostenintensiv und kommt kaum mit neuen Bedrohungen Schritt – er erfordert regelmäßige Updates, Monitoring und Analysen. 
  • Fehlende granulare Zugriffskontrollen: Traditionelle Sicherheitsmodelle setzen oft keine feingranularen Regeln auf Ressourcenebene durch, sodass unberechtigte Nutzer sich frei im Netzwerk bewegen können. 

ZTNA vs. VPNs 

Traditionelle Virtual Private Networks (VPNs) wurden entwickelt, um Remote-Nutzern sicheren Zugriff auf interne Netzwerke zu ermöglichen. Doch sie basieren auf einer überholten Annahme: Sobald ein Nutzer authentifiziert ist, erhält er weitreichenden Netzwerkzugriff. Aus Sicherheitssicht ist das hochriskant – insbesondere, wenn Zugangsdaten kompromittiert werden.  

Im Gegensatz dazu folgt Zero Trust Network Access (ZTNA) dem Zero-Trust-Prinzip: Jede Zugriffsanfrage wird authentifiziert, der Gerätezustand überprüft, und Nutzer erhalten ausschließlich Zugriff auf die Ressourcen, die sie tatsächlich benötigen – nicht mehr. 

Während VPNs ihren Nutzern Zugang zum gesamten Netzwerk gewähren, setzt ZTNA auf das Least-Privilege-Prinzip. Dadurch wird im Falle eines kompromittierten Kontos eine laterale Bewegung im Netzwerk verhindert. Zudem eignet sich ZTNA deutlich besser für Cloud-Umgebungen, da es Skalierbarkeit, höhere Performance und Echtzeit-Monitoring für proaktive Bedrohungserkennung bietet. ZTNA prüft außerdem die Gerätesicherheit und erlaubt nur konforme, abgesicherte Endgeräte den Zugriff auf Unternehmensressourcen – ein Sicherheitsmechanismus, der VPNs von Haus aus fehlt. 

Mit der zunehmenden Verbreitung hybrider Arbeitsmodelle und Cloud-Anwendungen werden die Schwächen von VPNs immer offensichtlicher. Zwar haben VPNs nach wie vor ihren Platz, doch erfordern sie zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen, um Risiken abzufedern. ZTNA hingegen ist von Grund auf für Zero-Trust-Sicherheitsarchitekturen ausgelegt: mit granularen Zugriffskontrollen, kontinuierlicher Authentifizierung und besserer Bedrohungstransparenz – und damit die Lösung der Wahl für moderne Unternehmen. 

Die Kernelemente von Zero Trust 

Die Zero-Trust-Sicherheit basiert auf fünf zentralen Säulen, wie sie im Zero Trust Maturity Model der Cybersecurity and Infrastructure Security Agency (CISA) definiert sind. Diese Säulen greifen ineinander, um implizites Vertrauen zu eliminieren und jede Ebene einer ständigen Überprüfung zu unterziehen: 

Identity Security

Überprüft alle Nutzer, Geräte und Anwendungen, bevor Zugriff gewährt wird. Dazu gehören starke Authentifizierungsmechanismen wie Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) oder passwortlose Verfahren sowie Verhaltensanalysen, die Anomalien erkennen und Angriffe über kompromittierte Zugangsdaten verhindern.

Device Security

Stellt sicher, dass alle Geräte, die sich mit dem Netzwerk verbinden wollen, eingerichtet, konform und vertrauenswürdig sind. Unternehmen müssen ein vollständiges Geräte-Inventar pflegen, Endpoint-Sicherheitsmaßnahmen einsetzen und den Gerätezustand kontinuierlich überwachen, um Risiken zu minimieren.

Network Security

Führt Netzwerksegmentierung ein, um die laterale Bewegung von Angreifern einzuschränken. Das bedeutet, das Netzwerk in eigenständige Zonen aufzuteilen, sodass Nutzer und Maschinen nur genau auf die Bereiche zugreifen können, für die sie explizit berechtigt sind – und damit die Auswirkungen möglicher Angriffe zu begrenzen.

Application Security

Gewährleistet, dass Anwendungen ausschließlich mit dem Least-Privilege-Prinzip arbeiten, also nur die Berechtigungen erhalten, die sie wirklich benötigen. Regelmäßiges Patchen, Audits und Sicherheitsscans verhindern, dass bekannte Schwachstellen ausgenutzt werden.

Data Security

Stellt sicher, dass Daten je nach Sensibilität klassifiziert und geschützt werden. Verschlüsselung im Transit und im Ruhezustand, strenge Zugriffskontrollen und kontinuierliches Monitoring sorgen dafür, dass nur autorisierte Nutzer sensible Informationen einsehen können – und reduzieren so die Gefahr von Datenlecks.

Unter diesen fünf Säulen können Unternehmen den Schritt weg von traditionellen perimeterbasierten Sicherheitsmodellen hin zu einem Zero-Trust-Ansatz vollziehen – mit kontinuierlicher Authentifizierung, Überwachung und Zugriffsbeschränkung basierend auf Echtzeit-Risiko. 

Herausforderungen bei der Implementierung: Zero Trust in OT-Umgebungen

Zero Trust in der Praxis 

Zero Trust ist mehr als nur ein Konzept – es ist eine bewährte Sicherheitsstrategie, mit der Unternehmen ihre Belegschaft, Cloud-Anwendungen, den Zugriff durch Dritte sowie kritische Infrastrukturen wirksam vor Cyberbedrohungen schützen. 

Im Folgenden die sechs wichtigsten Anwendungsfälle für Zero Trust, die zeigen, wie Organisationen dieses Sicherheitsmodell konkret umsetzen können, um ihre Cyber-Resilienz nachhaltig zu stärken: 

Top 6 Zero-Trust Use Cases:

  1. Sicheres Remote Work – Gewährleistung eines geschützten Zugriffs auf Unternehmensanwendungen von jedem Ort aus. 
  2. Schutz von Cloud-Anwendungen – Einheitliche Sicherheitsrichtlinien über alle Plattformen hinweg durchsetzen.
  3. Abwehr von Insider-Bedrohungen – Nutzerverhalten überwachen, um verdächtige Aktivitäten frühzeitig zu erkennen und zu stoppen. 
  4. Zugriff durch Dritte absichern – Externe Nutzer ausschließlich auf die wirklich notwendigen Ressourcen beschränken.
  5. Absicherung von IoT- und nicht verwalteten Geräten – Verhindern, dass kompromittierte Endpunkte als Einfallstor für Angriffe genutzt werden. 
  6. Compliance & regulatorische Anforderungen – Unterstützung bei der Erfüllung von Vorgaben wie DSGVO, HIPAA und NIST. 

 

Durch die Implementierung von Zero-Trust-Sicherheitsstrategien können Unternehmen Risiken verringern, Compliance stärken und sensible Daten besser gegen die wachsende Zahl moderner Cyberbedrohungen schützen. 

Wie funktioniert Zero Trust? 

Zero Trust wird durch eine Kombination aus Identitätssicherheit, Endpunkt-Schutz, Netzwerksegmentierung und kontinuierlichem Monitoring umgesetzt. Durch die Orientierung am Zero Trust Maturity Model (ZTMM) der CISA können Unternehmen Schritt für Schritt von traditionellen Sicherheitsansätzen zu einer fortschrittlichen Zero-Trust-Strategie übergehen – und dabei Identitätssicherheit in jeder Phase integrieren. 

 

Das Zero Trust Maturity Model (ZTMM) ist ein Framework, das Unternehmen dabei unterstützt, ihre Sicherheitsarchitektur schrittweise zu verbessern, indem Zero-Trust-Prinzipien eingeführt werden. Die wichtigsten Aspekte des ZTMM im Überblick: 

  • Das ZTMM dient als Fahrplan für den Übergang zu einer Zero-Trust-Architektur, mit Fokus auf kontinuierliche Überprüfung und strikte Zugriffskontrollen zur Minimierung von Sicherheitsrisiken. 
  • Die Cybersecurity and Infrastructure Security Agency (CISA) veröffentlichte die erste Version des ZTMM im August 2021, eine aktualisierte Fassung (ZTMM 2.0) folgte im März 2022. 

Starker Einstieg: Zero Trust mit Identitätsschutz 

Wer seine Zero-Trust-Reise mit Identitätssicherheit beginnt, stellt sicher, dass jeder Zugriffsversuch überprüft wird. Dadurch sinkt das Risiko unbefugter Zugriffe und Datenpannen deutlich. Gleichzeitig wird die laterale Bewegung im Netzwerk durch strikte Zugriffskontrollen eingeschränkt – Angreifern fällt es schwerer, sich auszubreiten. 

 Durch kontinuierliches Monitoring und Echtzeit-Transparenz können Bedrohungen schneller erkannt und abgewehrt werden, noch bevor Vorfälle eskalieren. Zudem ist ein identitätszentrierter Zero-Trust-Ansatz eng mit gängigen Compliance-Standards verknüpft, was Audits und die Erfüllung regulatorischer Anforderungen vereinfacht.  

Mit der Priorisierung der Identitätssicherheit schaffen Unternehmen ein stabiles Fundament für Zero Trust – und verbessern zugleich ihren Schutz, ihre Compliance sowie ihr gesamtes Sicherheitsmanagement. 

So gelingt der Einstieg 

Eine erfolgreiche Zero-Trust-Strategie beginnt mit einer gründlichen Analyse der vorhandenen Identity- and Access-Management-(IAM)-Infrastruktur, um Schwachstellen, veraltete Protokolle und Sicherheitslücken zu identifizieren, die Angreifer ausnutzen könnten. Die Einbindung von IT-Teams und zentralen Stakeholdern stellt sicher, dass die Strategie mit den Geschäftsanforderungen und regulatorischen Vorgaben im Einklang steht. 

Essenzielle Identity-Security-Lösungen einführen 

Um strikte Authentifizierung, Least-Privilege-Prinzipien und kontinuierliche Überprüfung durchzusetzen, sollten Unternehmen zentrale Zero-Trust-Identitätslösungen implementieren: 

  • Privileged Access Management (PAM): Zentrale Steuerung und Überwachung privilegierter Zugriffe auf sensible Assets. 
  • Privilege Elevation and Delegation Management (PEDM): Abschaffung generischer Admin-Konten, stattdessen Einsatz lokaler Agenten auf verwalteten Systemen, die eingeloggten Nutzern gezielte Rechte gewähren. 
  • Secure Remote Access: Kontrolle und Governance über Remote-Zugriffe, um IT-Assets und Infrastrukturen des Unternehmens abzusichern. 
  • Identity as a Service (IDaaS): Vereinfachung des Identifizierungsprozesses, um Sicherheit zu erhöhen und reibungslosen Zugriff zu ermöglichen. 
    • Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA): Verstärkt die Nutzerverifizierung und schützt vor Angriffen über kompromittierte Zugangsdaten. 
    • Single Sign-On (SSO): Ermöglicht sicheren Zugriff auf mehrere Anwendungen bei gleichzeitiger Reduzierung von Passwortmüdigkeit. 
  • Identity and Access Governance (IAG): Umsetzung von Sicherheitsrichtlinien für die Verwaltung von Rechten für Mitarbeiter und externe Partner. 

Wichtig ist: Zero Trust ist kein einmaliges Projekt, sondern erfordert kontinuierliches Monitoring und ständige Anpassung. Durch das laufende Beobachten von Netzwerkaktivitäten, Zugriffsverhalten und Identitätsrisiken können Unternehmen ihre Sicherheitsrichtlinien feinjustieren – und so den Bedrohungen von morgen stets einen Schritt voraus sein. 

Fazit

Zero Trust ist in der heutigen Bedrohungslandschaft unverzichtbar. Da klassische Perimeter-Schutzmaßnahmen längst nicht mehr ausreichen, müssen Unternehmen ein modernes, identitätszentriertes Sicherheitsmodell einführen, um Nutzer, Geräte, Anwendungen und Daten zuverlässig zu schützen. 

Mit dem Zero Trust Maturity Model (ZTMM) der CISA können Organisationen den Schritt von implizitem Vertrauen hin zu kontinuierlicher Überprüfung und Least-Privilege-Zugriff gehen – und so ihre Sicherheitsarchitektur widerstandsfähiger gegen Ransomware, Phishing, Insider-Bedrohungen und Credential Theft machen. 

Der Einstieg über die Identitätssicherheit bringt sofortige Risikominimierung, erleichtert die Compliance und sorgt für eine reibungslose User Experience. Mit dem Wachstum hybrider und cloudbasierter Infrastrukturen bietet Zero Trust ein skalierbares, proaktives Verteidigungsmodell, das Sicherheit und operative Effizienz in Einklang bringt. 

Der Übergang zu Zero Trust bedeutet nicht nur mehr Sicherheit – er ist der Schlüssel, um Ihr Unternehmen gegen die sich stetig wandelnden Cyber-Bedrohungen zukunftssicher aufzustellen.