Elemente eines effektiven Cybersicherheitsplans
Es mag schmeichelhaft sein zu wissen, dass andere fast ständig an dich denken. Wenn es sich dabei allerdings um Hacker handelt, ist die Vorstellung schon nicht mehr ganz so glamourös. Schadhafter Akteure suchen permanent nach Informationen, die sie aus Ihrem Organisation stehlen können. Sie durchsuchen Ihr Netzwerk nach Schwachstellen, die sie für ihren persönlichen Profit ausnutzen können. Möglicherweise verfolgen sie sogar Ihre Mitarbeiter und andere Benutzer, die Zugriff auf Ihre Systeme und Netzwerke haben.
Die Reaktion auf einen Sicherheitsvorfall erfordert eine gründliche Vorbereitung. Jede Organisation sollte einen Cybersicherheitsplan haben, der mehrere Schlüsselelemente umfasst. Diese helfen sicherzustellen, dass alle Verantwortlichen wissen, was zu tun ist, die notwendigen Ressourcen zur Hand haben, um den Angriff zu stoppen, das Netzwerk abzusichern und mit den Folgen umzugehen.
Dies ist der erste Teil einer zweiteiligen Serie. Hier werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Elemente eines Cybersicherheitsplans. Der nächste Artikel geht auf die Rolle des Privileged Access Management (PAM) in der Cybersicherheitsplanung ein. PAM kann als zentrale, vereinheitlichende Lösung dienen, um Zugriffsrichtlinien zu definieren und durchzusetzen, die fast jeden Aspekt der Cybersicherheitsplanung und Vorfallreaktion betreffen.
Bestandteile eines Cybersicherheitsplans
Die folgenden Elemente sollten vorhanden sein, um a) Sicherheitsverletzungen von vornherein zu verhindern bzw. frühzeitig zu stoppen und b) schnell auf Vorfälle reagieren und deren Auswirkungen eindämmen zu können. Dein Cybersicherheitsplan sollte all diese Punkte enthalten, damit Ihre Organisation im Falle eines Angriffs wirksam reagieren kann.
1. Sicherheitsgrundlagen richtig umsetzen
Ein Teil der Planung sollte darin bestehen, Probleme von vornherein zu vermeiden. Die besten Sicherheitsvorfälle sind schließlich die, die gar nicht erst passieren. Um dieses Ziel zu erreichen – oder zumindest die Wahrscheinlichkeit eines schwerwiegenden Vorfalls deutlich zu senken – sollten Ihre grundlegenden Sicherheitssysteme optimal funktionieren. Ebenso wichtig ist es, dass Ihre Sicherheitsrichtlinien konsequent durchgesetzt werden. Dazu gehören unter anderem:
- Firewalls
- Systeme zur Angriffserkennung (Intrusion Detection Systems)
- Systeme zur Erkennung und Auswertung von Sicherheitsvorfällen (SIEM), sofern angemessen
- Automatisierte Sicherheitsüberwachung und Alarm-Orchestrierung, sofern sinnvoll
- Spamfilter/Anti-Phishing
- Zugriffskontrolle – sowohl Identity and Access Management (IAM) als auch Privileged Access Management (PAM) für administrative Backend-Zugriffe
- Starke Passwörter/Zwei-Faktor-Authentifizierung, wo notwendig
- Verschlüsselung sensibler Daten – sowohl bei der Übertragung als auch im Ruhezustand, wie durch Vorschriften und Richtlinien gefordert
- Sicherheitssoftware für Smartphones
2. Zusammenarbeit mit internen Stakeholdern
Im Falle eines Cyberangriffs sollten Mitarbeitende und Teams aus den Bereichen IT, Finanzen, Recht und anderen Abteilungen jederzeit einsatzbereit sein. Jede beteiligte Person sollte eine im Voraus definierte Rolle im Rahmen der Incident Response haben. Wenn niemand erst rätseln muss, was zu tun ist, lässt sich die Situation deutlich schneller und gezielter einschätzen.
Zudem sollten alle Mitarbeitenden darin geschult sein, die Anzeichen eines Angriffs zu erkennen. Im Ernstfall können sie dann hoffentlich gängige Taktiken wie Social Engineering identifizieren – also den Versuch, Menschen dazu zu bringen, persönliche Informationen preiszugeben, schädliche Software zu installieren oder den unbefugten Zugriff auf sensible Daten zu ermöglichen. Bei Datenverlust gilt: Jede Minute zählt – und jede helfende Hand ist gefragt.
3. Einheitliches Vorgehen durch ein Sicherheitsrahmenwerk
Die Reaktion auf einen Cyberangriff muss sich an der Art der zu schützenden Daten und an den jeweiligen Umständen orientieren. Ein strukturiertes Rahmenwerk ist ein wesentlicher Bestandteil eines effektiven Risikomanagements in der Cybersicherheit. Es erfordert eine übergreifende Steuerung aller Personen, Technologien und Prozesse innerhalb der Organisation.
Im Ernstfall sollte dieses Rahmenwerk bereits so etabliert sein, dass keine Zeit mit Unsicherheiten oder improvisierten Maßnahmen verloren geht. Es muss alle Arbeitsabläufe abdecken – ebenso wie interne und externe Beteiligte, darunter auch Drittanbieter, sowie sämtliche mit dem Unternehmensnetzwerk verbundenen Geräte.
4. Bedrohungsinformationen im Blick behalten
Je fundierter Ihre Entscheidungen während eines Cyberangriffs sind, desto besser sind Ihre Chancen, den Vorfall erfolgreich zu bewältigen. Zunächst müssen Sie die Anzeichen eines Angriffs sowie die eingesetzten Taktiken, Techniken und Verfahren erkennen – anhand vordefinierter Indikatoren.
Threat Intelligence (Bedrohungsinformationen) umfasst genau diese Indikatoren, den jeweiligen Kontext und verwertbare Erkenntnisse über bestehende und neu auftretende Bedrohungen für Ihre Unternehmenswerte. Diese Informationen basieren auf nachweisbaren Fakten und liefern die Entscheidungsgrundlage, sobald ein Sicherheitsvorfall eintritt.
Sicherheitslücken wie gemeinsam genutzte Administrationspasswörter, nicht gepatchte Software oder Betriebssysteme, fehlerhafte Infrastrukturkonfigurationen oder auch organisatorische Abläufe liefern dabei den notwendigen Kontext. Auch das (absichtliche oder unbeabsichtigte) Verhalten einzelner Mitarbeitender kann wichtige Hinweise für eine angemessene Reaktion auf einen Cybervorfall liefern.
5. Regulatorische Anforderungen und Haftungsrisiken verstehen
Die Reaktion auf einen Sicherheitsvorfall sollte stets branchenspezifische Vorschriften berücksichtigen – insbesondere in stark regulierten Bereichen wie dem Gesundheitswesen oder dem Finanzsektor. Wird der Schutz personenbezogener Daten verletzt, drohen Bußgelder und weitere Sanktionen. Sollte Ihrer Organisation zudem nachgewiesen werden, dass sie fahrlässig mit Sicherheitsmaßnahmen umgegangen ist, könnten zivilrechtliche und aufsichtsrechtliche Konsequenzen folgen.
Ein detailliertes Protokoll – also ein Audit-Log – über sämtliche Ereignisse vor, während und nach dem Vorfall kann in einem solchen Fall hilfreich sein, um den Vorwurf der Nachlässigkeit zu entkräften.
6. Umfassende Risikoanalyse durchführen
Nutzen Sie ein Modell, das die häufigsten Bedrohungen anhand identifizierter Risiken, deren Eintrittswahrscheinlichkeit und möglicher Auswirkungen abbildet. Die daraus abgeleiteten Maßnahmen sollten mit den dafür vorgesehenen Verantwortlichen abgestimmt sein. Sobald die Bedrohungen priorisiert sind, wird für alle Beteiligten klarer, welche Schritte im Ernstfall erforderlich sind.
Eine Risikoanalyse dient nicht nur dazu, Ihre Reaktionsfähigkeit zu verbessern, sondern kann auch dabei helfen, Angriffe im Vorfeld zu verhindern. Dabei ist es hilfreich, sich in die Denkweise eines Angreifers hineinzuversetzen: Wenn Sie wissen, welche Daten für ihn besonders wertvoll sein könnten, können Sie Ihre Schutzmaßnahmen gezielt auf diese Bereiche konzentrieren.
7. Planung für den Ernstfall: Incident Response vorbereiten
Berücksichtigen Sie bei der Reaktionsplanung stets die aktuellsten Änderungen im Plan sowie die neuesten Bedrohungen und regulatorischen Vorgaben. Beziehen Sie auch aktuelle Schulungen, Verbesserungen und Vorbereitungen mit ein, damit Ihre Teams sofort wissen, wie sie bei einer erkannten Bedrohung handeln müssen.
Es ist außerdem wichtig, sich bewusst zu machen: Trotz aller Präventionsmaßnahmen kann ein Sicherheitsvorfall jederzeit eintreten. Cyberbedrohungen entwickeln sich ständig weiter – deshalb ist es entscheidend, vorausschauend zu handeln. Optimierungen, Trainings und organisatorische Vorbereitungen müssen abgeschlossen sein, bevor der nächste ernsthafte Angriff erfolgt.
Jeder Reaktionsplan sollte regelmäßig getestet und auf dem neuesten Stand gehalten werden. Veraltete Pläne sind im Ernstfall meist wirkungslos.
Wenn alle Bestandteile Ihres Cybersicherheitsplans sauber aufeinander abgestimmt sind, können Sie bei Bedarf umgehend alle relevanten Personen und Risikomanagementprozesse aktivieren. Ein weiterer Erfolgsfaktor im Ernstfall ist Transparenz: Idealerweise sehen Sie genau, wer wann auf welche Systeme zugegriffen hat – ein zentrales Leistungsmerkmal von Privileged Access Management (PAM). So lassen sich schnell belastbare Informationen gewinnen, um die Situation richtig einzuschätzen.
Möchten Sie mehr erfahren? Nehmen Sie Kontakt zu unserem Expertenteam auf – und entdecken Sie, wie PAM auch Ihre Sicherheitsstrategie wirksam unterstützen kann!